Maik Goth, POLARIS — SONGS OF NIGHT & WONDER (Retter des Rock, VÖ-Datum: 3. Februar 2023)
Er erstrahlt hell über dem Nordpol und führt uns durch die tiefste Nacht: stella polaris, der Polarstern. In seinem Zeichen steht das Album POLARIS (Retter des Rock, VÖ-Datum: 3. Februar 2023), das der Singer-Songwriter Maik Goth im Alleingang eingespielt und produziert hat. So singt er im Titelsong von seiner Reise in den Norden Norwegens, wo er tief bewegt von einem kleinen Boot aus und aus nächster Nähe Orcas und Buckelwalen bei der Heringjagd zusah. Und wo die Nordlichter grün über dem nächtlichen Novemberhimmel tanzten. Von dort strahlt der Polarstern über das ganze Album, wird zum Sinnbild für den Aufbruch aus der eigenen Dunkelheit. Denn auf POLARIS erzählt Maik Goth von inneren Krisen und äußeren Zwängen, von seiner Suche nach neuen Wegen und der Kraft der Musik. Und macht daraus zwölf mitreißende, Funken schlagende Lieder.
Frei und einfallsreich bewegen sie sich zwischen Rock- und Popstilen, bieten große Melodien mit überraschenden Wendungen. Während Bass und Schlagzeug filigran bis wuchtig grooven, gibt Maik Goth an der Stromgitarre ein hartes Rockbrett zum besten (»Darkcravingsad«, »Scream Under Water«), streicht sanft über die Saiten wie Mark Knopfler ( »All the World’s Aglow«), zupft klassisch (»The Voyage Out«, »Polaris«). Zum ausdrucksvollen Timbre seiner Stimme gesellen sich Keyboards, Synthesizer und Fender Rhodes, Mandoline, Saz und wer weiß noch was. Im Titelstück hören wir den Klang des Norden, vernehmen Eisklirren, Schneewehen, Wellen und Wale. In »8 Minutes«, das er für George Floyd geschrieben hat, explodieren Rhythmen und Instrumente, erheben sich zur orchestralen Hymne. »Scream Under Water« ist ein fettes Stück Grunge, das er er dem legendären Chris Cornell widmet. Das ist Musik, die an Peter Gabriel und Jeff Buckley, an David Bowie und Patrick Wolf denken lässt.
Diese Songs schlagen auch als visuelles Erlebnis Funken. Denn Maik Goth hat internationale Künstler:innen dazu eingeladen, zu seinen Liedern Illustrationen beizusteuern. Und so entspringen dem feinen, nachhaltig produzierten Bildband (21 x 21 cm), dem die CD beigefügt ist, Farben und Formen im Zusammenspiel mit Musik und Text. Es ist mitreißend anzusehen, wenn Phineas Klier »Polaris« in Schwarz und Weiß verdichtet, wenn unterschiedliche Ansätze und Techniken miteinander in Dialog treten: Hier steht Pablo Hurtado de Mendozas strahlender Nachthimmel (»The Stars«) neben Katja A. Freeses experimenteller Materialkunst (»Still, Red«), trifft Nicole Kassans Diorama (»All the World’s Aglow«) auf Colin Sinclairs Performanzfoto für »8 Minutes«. Und Luise Frentzel lässt gar den Affen raus (»Letting Out the Ape«). Mehr über die Bildgestaltung zu schreiben, wäre Frevel. Man muss selbst durch die Lieder blättern, sich in den Bildern versenken und den Spuren der Liedtexte folgen.
POLARIS — SONGS OF NIGHT & WONDER sind zwölf Lieder zum Staunen und Schauen, energiegeladen, außergewöhnlich, bewegend.